Na Beira do Cais

Biografie

Die Na Beira do Cais Capoeira-Gruppe wurde am 23. November 2024 von Professor Formigão gegründet, einem Capoeirista, der in São Paulo, Brasilien, geboren wurde und seit 2010 in Hamburg, Deutschland, lebt.

Das Gründungsdatum der Gruppe würdigt einen wichtigen Meilenstein in Capoeira: die Geburt von Mestre Bimba am 23. November 1900. Mestre Bimba, eine ikonische Figur in der Geschichte von Capoeira, hat eine symbolische Verbindung mit der Hafenumgebung von Bahia. Obwohl er nicht direkt am Pier arbeitete, stellte der bahianische Hafen einen zentralen Treffpunkt der afrikanischen Kulturen in Brasilien dar, ein Szenario, das für die Entwicklung von Capoeira als Ausdruck des Widerstands und der afro-brasilianischen Identität von grundlegender Bedeutung war.

Die Gründung der Gruppe ist auch eine Hommage an die Hafenstadt Hamburg, die Formigão willkommen hieß und zum Symbol seiner persönlichen und beruflichen Laufbahn in der Capoeira wurde.

Bei seiner Ankunft in Hamburg war Formigão vom Hafen der Stadt, dem zweitgrößten Europas, fasziniert, der bald zu einer kontinuierlichen Inspirationsquelle wurde. Während seiner Spaziergänge am Pier beobachtete er den unaufhörlichen Strom von Menschen und Gütern und empfand den Hafen als Metapher für seine eigene Erfahrung als Capoeirista mit Migrationshintergrund. So wie der Hafen Schiffe mit Geschichten und Gütern empfängt und absetzt, symbolisiert der Pier den ständigen Austausch von Kulturen, Erfahrungen und Wissen – eine tiefe Verbindung zwischen Formigãos brasilianischen Wurzeln und seinem neuen Leben in Deutschland.

 

Diese Symbolik zwischen Hafen und Capoeira wird durch eine besondere Erinnerung an den Dokumentarfilm „Dança de Guerra“ verstärkt, der 1968 von Jair Moura, einem Schüler des legendären Mestre Bimba, produziert wurde. Der Film ist ein Meilenstein in der Geschichte der Capoeira und eine der eindrucksvollsten Szenen zeigt die Meister João Grande und João Pequeno beim Capoeira-Spiel im Cais da Bahia, zwei der größten Ikonen der Capoeira Angola. Obwohl Formigãos Ausbildung in zeitgenössischer regionaler Capoeira erfolgt, hatte er das Privileg, diese Meister persönlich kennenzulernen und Zeit mit Mestre João Pequeno zu verbringen. Die Bilder des Dokumentarfilms, die Widerstand und Tradition schildern, berührten Formigão schon immer, vor allem bei der Beobachtung der Hamburger Seebrücke, wo wie bei Capoeira Kulturen aufeinandertreffen.

Neben der symbolischen Beziehung zum Hafen trägt der Name Na Beira do Cais Capoeira auch eine tiefe emotionale Verbindung zur Musik von Mestre Fanho, einem der großen Meister der Capoeira. Nach einem Moment der Desillusionierung, der von leeren Versprechungen und Enttäuschungen in der Welt der Capoeira geprägt war, entfachte ein Gespräch mit Mestre Fanho und die Erinnerung an eines seiner Lieder Formigãos Geist neu und inspirierte die Gründung der Gruppe. Das Lied mit Zeilen wie „Ich vermisse die Zeit und spiele mit Freude. „Ich erinnere mich an den Respekt, das Lächeln im Gesicht, die größte Energie“, weckt Erinnerungen an glückliche Zeiten und Kameradschaft, die Formigão in Capoeira erlebte, die aber an einem bestimmten Punkt wie in weiter Ferne schienen.

 

Ein weiterer Auszug aus Mestre Fanhos Lied – „Die Schlange biss, das Gift der Schlange erreichte mich nicht, am Rande des Piers“ – wurde zu einer kraftvollen Metapher für die Herausforderungen, vor denen Formigão stand. Die Schlange symbolisiert den Verrat und die Enttäuschungen, denen er auf seiner Reise begegnete, doch so wie der Hafen Stürmen standhält, konnte ihn das Gift nicht zu Fall bringen. Der Pier erscheint erneut als Symbol für Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit und steht für Beharrlichkeit im Angesicht von Widrigkeiten.

Der Name Na Beira do Cais spiegelt auch die Geschichte von Capoeira in Brasilien wider. Der Pier verweist auf die Orte, an denen viele Sklaven im Land ankamen, Orte des Leidens, aber auch des Widerstands und des Überlebens. Dort, in den Häfen und Sklavenquartieren, kämpften viele für Freiheit, sowohl physische als auch kulturelle. Capoeira, geboren aus dem Widerstand, trägt dieses Erbe des Kampfes, und die Gruppe Na Beira do Cais würdigt diese Erinnerung, indem sie Capoeira als eine Kunst des Widerstands, der Identität und der Ermächtigung fördert.

 

Die Na Beira do Cais Capoeira-Gruppe ist daher ein Ausdruck von Widerstandsfähigkeit, Hoffnung und Verbundenheit. Es stellt den Kampf gegen Enttäuschungen und Unwahrheiten dar und bewahrt die Freude, den Respekt und die Tradition von Capoeira. Die Verbindung zwischen São Paulo und Hamburg, so wie Capoeira Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Geschichten vereint, spiegelt das Wesen der Gruppe wider: ein Raum, in dem Tradition und Moderne nebeneinander existieren, in dem brasilianische Wurzeln auf fremdem Boden gedeihen und in dem Capoeira lebendig und lebendig bleibt.

 

Mit dieser Philosophie feiert die Na Beira do Cais Capoeira Group die Vergangenheit, huldigt den Meistern, die den Weg geebnet haben, und blickt mit der Gewissheit in die Zukunft, dass sie, wie der Hamburger Hafen, ein Ort der Begegnung und des Austauschs sein wird und Stärkung von Capoeira und seinen wesentlichen Werten.

Referenz:

Dokumentarfilm “Dança de Guerra”, der 1968 von Jair Moura

Dokumentarfilm “Dança de Guerra”, der 1968 von Jair Moura

Lied “Na Beira do Cais” von Mestre Fanho